Süchtig nach Social Media? Wann Social-Media-Konsum problematisch wird

Wir alle kennen es: Nur einmal kurz Instagram oder TikTok checken und zack, eine Stunde ist vergangen. Das bedeutet nicht, dass wir alle süchtig nach Social Media sind – der Verlust der Kontrolle über das eigene Verhalten kann aber ein erstes Warnsignal sein. In Deutschland sind laut einer Studie1 rund 100.000 Kinder und Jugendliche tatsächlich abhängig von Social Media. Wo Sucht anfängt und wie man problematisches Verhalten früh erkennt, das verraten wir in diesem Artikel.

Eine Gruppe Menschen in weißen T-Shirts, die alle auf ihr Smartphone blicken.
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Warum zieht uns Social Media so in den Bann?

Scrollen ohne Ende, passend kuratierte Inhalte oder Push-Benachrichtigungen, die uns aus dem Alltag herausreißen – Social-Media-Plattformen haben viele Eigenschaften, die uns anziehen und online halten. Auch wenn die meisten Menschen beim Begriff Sucht vermutlich intuitiv eher an Alkohol, Zigaretten oder andere Drogen denken, hat auch Social Media Suchtpotenzial und kann zu einem Verlust der Kontrolle über das eigene Verhalten führen. Studien zufolge wirken Instagram oder TikTok sogar ähnlich wie Kokain oder Glücksspiel auf unser Gehirn:  Der konstante Fluss aus Likes, Shares und Kommentaren aktiviert das Belohnungssystem im Gehirn und regt so die Produktion des “Glückshormons” Dopamin an. Die Folge: Der Dopamin-Spiegel steigt und die auslösende Handlung – die Social-Media-Nutzung – wird als positive Erfahrung abgespeichert. So steigt der Anreiz, das Verhalten weiter auszuüben, um wieder diese positiven Gefühle zu spüren.

Wann ist man überhaupt süchtig?

Fest steht also: Instagram & Co. haben Suchtpotenzial. Aber wo genau fängt Sucht an? Während die Weltgesundheitsorganisation WHO schon 2018 die Onlinespielsucht als offizielle Krankheit anerkannt hat, gibt es noch keine klar definierte Social-Media-Sucht. Allerdings wurden wissenschaftliche Messinstrumente wie die “Social Media Disorder Scale”2 entwickelt, um problematischen Social-Media-Konsum zu erkennen.

Typische Anzeichen oder erste Warnsignale sind demnach beispielsweise:

Eine Checkliste mit Aussagen, die auf problematischen Social-Media-Konsum hindeuten

Du musst nicht zwingend allen der vorherigen Aussagen zustimmen, um sicher süchtig zu sein. Zwischen gesundem und problematischem Social-Media-Konsum verläuft ein schmaler Grad. Daher ist es wichtig, erste Warnsignale zu erkennen und genau hinzuspüren – fühle ich mich noch wohl mit meinem Social-Media-Konsum?

Wege zu einem gesunden Social-Media-Konsum

Der erste Schritt ist es, den eigenen Konsum zu reflektieren und sich problematisches Verhalten einzugestehen. In unseren Workshops erarbeiten wir mit Schüler:innen konkrete Techniken, um Social Media bewusster zu nutzen. Ein Beispiel ist die 3-2-1-Regel, die auch zu besserem Schlaf verhelfen soll und besagt:  3 Stunden vor Schlafenszeit nichts mehr essen, 2 Stunden davor aufhören zu arbeiten und 1 Stunde davor auf Social Media & Co. verzichten. 

Sie arbeiten mit Schüler:innen und haben das Gefühl, Ihre Klasse sollte Ihre Social-Media-Nutzung einmal kritisch hinterfragen? Dann wäre ein Workshop zum Thema Abhängigkeit & Sucht vielleicht genau das Richtige! Hier finden Sie weitere Informationen rund um unser Workshop-Portfolio!

Wenn kleine Tricks nicht mehr ausreichen, können sich Betroffene auch an professionelle Beratungsstellen wenden. Konkrete Adressen gibt es auf der Website von Erste Hilfe Internetsucht oder auf der Homepage des Fachverbands Medienabhängigkeit e. V. 

Quellen

  1. DAK Gesundheit (2017). WhatsApp, Instagram und Co. – so süchtig macht Social Media. https://www.dak.de/dak/bundesthemen/onlinesucht-studie-2106298.html#
  2. Paschke, K., Austermann, M. I., & Thomasius, R. (2021). ICD-11-Based Assessment of Social Media Use Disorder in Adolescents: Development and Validation of the Social Media Use Disorder Scale for Adolescents. Frontiers in psychiatry, 12, 661483. https://doi.org/10.3389/fpsyt.2021.661483
Datum
17. Mai 2023