Scrollen wir uns glücklich? Wie Social Media unser Gehirn und Glück beeinflusst

Wir leben in einer Welt, in der Social Media  allgegenwärtig ist: sei es während der Fahrt zur Schule, inmitten einer Vorlesung an der Universität, in den Pausen bei der Arbeit oder beim gemeinsamen Abendessen mit den Liebsten. Soziale Medien haben  sich zu unausweichlichen Begleitern entwickelt. Wir verbringen Stunden damit, durch endlose Newsfeeds zu scrollen, Fotos zu liken und uns in den neuesten Trends zu verlieren. Doch was passiert, wenn uns die Anerkennung in Form von Likes auf Instagram mehr freut als ein aufrichtiges Kompliment einer engen Bezugsperson? Und warum verursacht eine Instagram-Story von einer verpassten Party eigentlich  Enttäuschung in uns? Die Antwort liegt in der Art und Weise, wie soziale Medien unser Glücksempfinden beeinflussen.

Teenager liegt auf dem Bett und hat den Blick auf sein Smartphone gerichtet
Bildquelle: Eren Li von Pexels

Das Dopamin-Dilemma: Warum unser Gehirn Social Media liebt

Dopamin, oft als „Glückshormon“ bezeichnet, spielt eine zentrale Rolle in unserem Belohnungssystem. Es wird freigesetzt, wenn wir etwas Erfreuliches erleben und angenehme Erfahrungen machen, wie beispielsweise beim Essen eines leckeren Gerichts, bei körperlicher Aktivität oder nach dem Erreichen persönlicher Ziele. Social-Media-Plattformen haben geschickt erkannt, wie sie dieses Belohnungssystem für sich nutzen können. Jeder Like, jeder positive Kommentar und jeder retweeteter Tweet lösen Dopamin aus und erzeugen ein vorübergehendes Glücksgefühl. Zudem haben Neurowissenschaftler der Universität Berlin herausgefunden, dass unser Belohnungssystem im Gehirn besonders stark durchblutet wird, wenn wir in den sozialen Medien viel Bestätigung erhalten¹. Das Dilemma besteht allerdings darin, dass diese Zufriedenheit oft von kurzer Dauer ist und wir uns rasch nach weiteren Likes sehnen. Dadurch entsteht ein unaufhörlicher Teufelskreis.

Virtuelles vs. Reales Glück: Ein Vergleich

Die digitale Welt kann uns kurzzeitig Glücksgefühle vermitteln, während der ständige Drang nach virtueller Bestätigung dazu führt, unser tiefgreifendes Wohlbefinden zu vernachlässigen. Aber wie viele echte Glücksmomente sind in unserem Leben wohl bereits an uns vorübergezogen? Im Gegensatz zum Social-Media-Konsum ermöglichen Offline-Aktivitäten eine bewusstere, nachhaltigere und tiefgreifendere Form des Glücks. Die gemeinsame Zeit mit unseren Nächsten, das Erleben der Natur oder die Arbeit an kreativen Projekten führen ebenso zur Dopaminausschüttung wie die virtuelle Welt. Doch der entscheidende Unterschied liegt darin, dass sie mehr als flüchtige Glücksmomente bieten und unser inneres Wohlbefinden langfristig bereichern können.

Zwischen Scrollen und Leben: Auf der Suche nach Glück

Die Antwort darauf, ob soziale Medien uns glücklich machen können, ist komplex. Während Social Media kurzfristig unser Glück steigern kann, ist wahres Glück oft das Ergebnis einer ausgewogenen Lebensweise, die sowohl Online- als auch Offline-Aktivitäten umfasst. Entscheidend ist es, unsere Beziehung zu den Plattformen bewusst zu steuern und nicht zu vergessen, dass persönliche Erfahrungen und Verbindungen der Schlüssel zu anhaltendem Glück sind. Likes und Shares können eine Rolle spielen, sollten jedoch nicht unsere Hauptquelle des Glücks sein. Letztlich sollten wir uns daran erinnern, dass wahres Glück oft in den kleinen, alltäglichen Momenten des Lebens verborgen ist.

Quellen & Weitere Informationen

  1. https://www.fu-berlin.de/presse/informationen/fup/2013/fup_13_243/index.html
  2. https://www.meduniwien.ac.at/web/ueber-uns/news/detailseite/2016/news-im-august-2016/dopamin-weit-mehr-als-nur-der-botenstoff-des-gluecks/
  3. https://hbr.org/2012/05/your-brain-on-facebook
Datum
11. Oktober 2023