Darum brauchen Jugendliche einen Social Media Führerschein

Wie oft entsperre ich mein Smartphone am Tag? Scrolle ich regelmäßig nebenbei durch Instagram & Co und plötzlich ist eine Stunde vergangen? Wie fühle ich mich, nachdem ich auf Social Media unterwegs war? All das sind relevante Fragen, die wir uns stellen sollten. Denn: Soziale Medien sind aus unserem Alltag kaum noch wegzudenken. Das gilt besonders für Jugendliche, rund 85 Prozent nutzen Apps wie Instagram oder TikTok mindestens einmal wöchentlich.1 Auch durch die Corona-Pandemie ist die tägliche Bildschirmzeit in den letzten Jahren gestiegen – 2021 waren Jugendliche im Schnitt 241 Minuten online.3

Vorteile der Social-Media-Nutzung

Einerseits bieten soziale Medien vielfältige Vorteile: Sie bieten Raum zur Entfaltung, liefern Inspiration und fördern die Kreativität. Inhalte können uns unterhalten, aber auch über aktuelle Geschehnisse informieren. Und last but not least: Sie vernetzen uns untereinander und können ein Ort der Unterstützung sein. Wo liegt also das Problem, könnte man sich fragen.

Die Schattenseite: Unbewusster Konsum

Wie alles im Leben haben soziale Medien jedoch nicht nur positive Seiten, sondern auch Risiken. Dazu gehören Datenschutzprobleme; Algorithmen, die uns süchtig machen; Fake News; Cybermobbing und Hass sowie ständige Vergleiche, unter denen das Selbstwertgefühl leidet. Passend dazu sieht die Hälfte der über 16-Jährigen den eigenen Social-Media-Konsum kritisch: Sie finden, dass sie ihr Smartphone zu oft benutzen, werden unruhig, wenn sie es länger aus der Hand legen und sind in Gesellschaft anderer vom eigenen Bildschirm abgelenkt.2 Das Kernproblem liegt ganz deutlich im unbewusstem Konsum.

Junges Mädchen in ihrem Zimmer, macht ein Selfie mit ihrem Smartphone.

Das Ziel: Bewusster Social-Media-Konsum

Das will der BewusstSchein e.V.  ändern. Dafür hat der gemeinnützige Verein einen Social-Media-Führerschein entwickelt, damit sich Jugendliche auf Social Media genauso sicher und unbeschadet bewegen, wie im Straßenverkehr. Im Rahmen von Workshops, den sogenannten “Social-Media-Intensivkursen” unterstützt das junge Team die Jugendlichen auf ihrem Weg hin zu bewussterer Social-Media-Nutzung. Dazu werden wichtige  Grundlagen vermittelt und gemeinsam Vor- und Nachteile von Social Media sowie das eigene Nutzungsverhalten reflektiert. Im besten Fall scrollen die Jugendlichen danach weniger nebenbei durch Instagram, sondern mit einem klaren Ziel und Fokus auf die Inhalte. Sie wissen, was ihnen gut tut (und was nicht) und respektieren ihre eigenen Grenzen. 

Zusammengefasst: Mit einem Social Media Führerschein in der Tasche steuern Kinder und Jugendliche ihren Social-Media-Konsum bewusst, statt dadurch gesteuert zu werden – was sich positiv auf die mentale Gesundheit, Konzentration und die allgemeine Zufriedenheit auswirkt.

Quellen

  1. Beisch, N. & Koch, W. (2021). 25 Jahre ARD-/ZDF-Onlinestudie: Unterwegsnutzung steigt wieder und Streaming/Mediatheken sind weiterhin Treiber des medialen Internets. In: Media Perspektiven (10), 486-503. https://www.ard-zdf-onlinestudie.de/files/2021/Beisch_Koch.pdf
  2. Data and Audience Intelligence & AdAlliance (2020). Mobile 360 ̊ Studie. Smartphone Nutzung in Deutschland. Ergebnisse der Befragung 2020. https://www.ad-alliance.de/download/3211333
  3. Feierabend, S., Rathgeb, T., Kheredmand, H., Glöckler, S. & Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hrsg). (2021). JIM 2021. Jugend, Information, Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger in Deutschland. https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/JIM/2021/JIM-Studie_2021_barrierefrei.pdf 
  4. Forsa (2021). Nutzung digitaler Medien im Kindes- und Jugendalter 2021. https://www.dak.de/dak/download/forsa-ergebnisse-2508250.pdf 
Datum
2. Februar 2023